Die osteopathische Therapie wird zur Behandlung bei akuten Einschränkungen des Bewegungsapparates und bei chronischen Erkrankungen angewendet.
Die Osteopathie ist ein umfassendes Therapiekonzept. Daher erfolgt vor der Behandlung eine gründliche Untersuchung. Dazu führe ich zunächst ein ausführliches Gespräch mit der Besitzerin oder dem Besitzer des Pferdes. In dem Gespräch wird die Anamnese, also die Vorgeschichte des Pferdes, erfasst. Anschließend schaue ich mir das Pferd in Bewegung an. Idealerweise auf verschiedenen Untergründen (hart/weich) und eventuell auch unter dem Reiter.
Nach dem Beobachten des Pferdes in Bewegung taste ich das Pferd ab, um so zu registrieren, an welchen Stellen Bewegungseinschränkungen existieren.
Anzeichen für Probleme am Bewegungsapparat können neben verminderter Beweglichkeit auch verhärtete Muskeln, vermehrte Wärme und Schwellung bestimmter Körperpartien sein.
Auch die Ausrüstung, das heisst Sattel und Zaumzeug, können die Ursache von Problemen sein – und das gar nicht so selten. Während der Behandlung mobilisiere ich die Gelenke am stehenden Pferd durch Druck und Zug mit meinen Händen. Zudem führe ich teilweise auch Übungen durch, bei denen zum Beispiel die Beine aufgehoben und gedehnt werden.
Dr. Karl Rothe, Ferdinand Frank, Josef Steigl – Naturgeschichte für Bürgerschulen. I. Wien 1895, Verlag von A. Pichler’s Witwe & Sohn.
Ich nehme mir bei der Behandlung ausreichend Zeit. Insbesondere bei der ersten Behandlung kann dies unterschiedlich lange dauern, da jedes Pferd individuell ist – die Dauer einer Sitzung kann daher variieren. Je regelmässiger ein Pferd osteopathisch behandelt wird, desto kürzer können die Sitzungen ausfallen, da ich das Pferd und seine Problemstellen bereits kenne und gezielt behandeln kann.
Vielen Pferden ist bereits nach einer ersten osteopathischen Behandlung geholfen und es ist eine deutliche Besserung der Probleme zu beobachten. Dennoch ist es sinnvoll, auch vermeintlich gesunde Pferde regelmässig osteopathisch durchchecken zu lassen, um das Entstehen von Problemen im Bewegungsapparat frühzeitig zu erkennen beziehungsweise dem vorzubeugen.
Durch spezielle Techniken löse ich Bewegungssegmente, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und setze damit Impulse, die dem Körper helfen sollen, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Es kann daher beim Pferd zu Muskelkater nach der Osteopathie kommen.
Es ist ausserdem möglich, dass es dem Pferd nach der Osteopathie zunächst schlechter geht. Dies passiert zum Beispiel häufig, wenn ein Pferd über einen längeren Zeitraum eine Bewegungseinschränkung an einer bestimmten Stelle hat und sein Körper versucht, durch erhöhte Beweglichkeit an anderer Stelle damit zurecht zu kommen. Dieses Phänomen wird Kompensation genannt.
Der Körper des Pferdes erhält bei einer osteopathischen Behandlung sehr viele neue Reize, die er erst einmal verarbeiten muss. Dazu sollte ihm der Besitzer die nötige Zeit einräumen und das Pferd in den folgenden zwei Tagen nicht reiten.
Das Pferd sollte aber trotzdem die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen – sei es auf der Weide, in der Halle oder an der Longe. Auf keinen Fall sollte das Pferd ausschliesslich in der Box stehen und ohne Bewegung sein.
Zu einer erfolgreichen osteopathischen Therapie gehört oft die Zusammenarbeit mit kompetenten Spezialisten. Gerne empfehle ich Ihnen einen erfahrenen Tierarzt, einen Hufschmied, einen Pferdezahnarzt, sowie eine kompetenten Sattler.
Rund 250 Muskeln und mehr als 200 Knochen im Zusammenspiel mit Gelenken, Bändern, Sehnen und Fazien müssen reibungslos funktionieren, damit unsere Pferde sich gesund bewegen können. Im Alltag, z.B. durch Sport oder Unfälle, lassen sich kleinere oder größere Beeinträchtigungen meist nicht immer verhindern. Auch der unbewusst falsche Sitz der Reiterin oder des Reiters, aber auch nicht passende Ausrüstung oder der falsche Beschlag können eine Vielzahl von Beschwerden bei unseren Pferden verursachen.
Bei einer osteopathischen Erstuntersuchung wird das ganze Pferd befundet, um Disharmonien zu lokalisieren.
Bitte planen Sie für die Erstbehandlung eines Pferdes deshalb auch ca. 1,5 bis 2 Stunden ein.
Die osteopathische Behandlung läuft in der Regel in diesen Schritten ab:
1. Anamnesegespräch (Sammeln aller verfügbaren Information zum Pferd.)
Sichtbefund des Pferdes
Beurteilung des allgemeinen Zustands
2. Bewegungsanalyse (Beurteilung von Schritt / Trab auf hartem und weichem Boden.)
Beurteilung aller Grundgangarten an der Longe
eventuell Vorführung durch den Reiter
3. Palpation, also erfühlen und ertasten (Muskeln, Sehnen und Bänder)
knöchernen Strukturen
Gelenkspiel, Bewegungsausmaß an Vorder- und Hintergliedmaßen, Wirbelsäule, Becken, Kopf, Kiefergelenk und Zungenbein
4. Beurteilung des Sattelzeugs
5. Behandlung der diagnostizierten Bewegungseinschränkungen und schmerzhaften Bereiche
Mobilisierung von Gelenken
Dehnung von Muskeln
Lösung muskulärer Verspannungen
Lösung von Blockaden
evtl. Massage
evtl. Wärme / Kälteanwendungen
evtl. Lymphdrainage
6. Abschlussgespräch (Klärung des weiteren Vorgehens evtl. Kontrolltermine und ggf. weitere Behandlungen)
ggfs. Erstellung eines Trainingsplans
Informationen über Eigenmaßnahmen des Besitzers (z.B. Dehnungs- und Mobilisierungsübungen)